Unter einem Genusslauf verstehen wir Sportler gewöhnlich, dass keine Zeit gemessen wird und man sich für die Strecke Zeit nehmen kann. Das trifft auch für den Ökullus-Lauf des Vereins „Wasser + Freizeit“ aus Münster zu. Aber nicht nur das: Auf der Halbmarathon-Strecke kommen die Teilnehmer gleich mehrfach auf ihre Kosten – und zwar wörtlich. Man muss nicht bis zu exklusiven Wettbewerben bis nach Frankreich fahren, um in den Genuss von Cidre zu kommen. Münster-Handorf tut’s auch. Und eine kurze Anreise ist für die Umwelt ohnehin besser.
Die Stimmung ist grandios. Schon bei der Startnummernausgabe werden die Läufer bei herbstlichen Temperaturen mit wärmendem Kaffee versorgt. Eine Rikscha und verkleidete Möhrchen, Trauben und andere Früchtchen reihen sich ins Starterfeld ein. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist die Möglichkeit, die Strecke als Team zu Fuß und mit dem Fahrrad zurückzulegen. Wer möchte, kann sich aber auch als Einzelkämpfer anmelden. Die Strecke führt durch Münsters landschaftlich reizvollen Osten und einen Teil der Stadt Telgte. Kaum haben sich die Läufer in Bewegung gesetzt, werden sie bereits auf einem Milchhof erwartet, wo es Molke und andere Getränke gibt. Und so geht es munter weiter. Ein paar Schritte weiter, nur ein Stück vom malerischen Werseufer entfernt, wird Popcorn gereicht, während eine Band Stimmung macht. Weiter geht es in Richtung Münster-Handorf, dem „Dorf der Kaffeekannen“, wie es früher hieß: Besonders an Wochenenden machten sich zahlreiche Münsteraner auf den Weg an die Werse, um dort zu flanieren und sich zum Kaffeetrinken zu treffen. Kein Wunder, dass die Gegend ein beliebtes Laufrevier ist.
Schnellen oder langsamen Schrittes steuern die Läufer auf den Boniburger Wald zu, noch heute eine tolle Gegend zum Spazierengehen. Am ehrwürdigen Gymnasium St. Mauritz gibt es Kuchen und – richtig gelesen – das erste Bier, alkoholfrei, versteht sich. Im Schatten der Dyckburg-Kirche werden Läufer und Radfahrer unter anderem mit Schmalzbrötchen und anderen Leckereien verwöhnt – mit musikalischer Begleitung. Jetzt heißt es, sich zu stärken. Wer zu schnell auf eine Station zusteuert, der wird gebremst. „Ihr sollt genießen“, heißt es an der Popcorn-Station, an der es ein zweites Mal vorbeigeht. Dann geht es an der Werse entlang zur Pleistermühle. Dort gibt es tatsächlich Bratwürstchen. Also gaaaanz langsam weiterlaufen.
Nach 17 Kilometern schließlich haben sich die Sportler auf einem Bauernhof Eierlikör im Schokobecher verdient – von Streckenposten, die sich passend als Hühner verkleidet haben. Dann ist Telgter Gebiet erreicht. Käse und der besagte Cidre munden. Es macht Spaß, besonders der Gedanke, dass Läufer und Radfahrer gemeinsam die Strecke genießen können, macht den Reiz des Ökullus-Laufs aus.
Nach etwa 15 Laufminuten (wer noch gerade gehen kann 🙂 ) ist der rote Teppich vor dem Hof Schulze Buschhoff in Sichtweite. Die Party ist noch nicht vorbei. Pizza und erlesene Getränke warten auf alle Teilnehmer. Massagen kennt man auch von anderen Läufen, nicht jedoch mobile Badewannen, in denen man bei knapp 40 Grad warmem Wasser entspannen kann – Genusslauf eben.
Termin: Erster Sonntag im Oktober
Start: Ökullus-Hof Schule Buschhoff nahe des ehemaligen Handorfer Bahnhofs
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