Laufen wir dem Corona-Blues einfach davon

Jetzt müssen wir noch ein bisschen durchhalten und Verantwortung zeigen. Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Neulich auf meiner Morgenrunde. Die Corona-Auflagen hatten gerade erst begonnen, da fragte mich mein Begleiter, was ich von den Beschränkungen halten würde. Unser Lauftreff stand gerade wieder kurz davor wieder pausieren zu müssen. Vorbei war es fortan mit den regelmäßigen zwei Laufterminen pro Woche, die viele von uns dazu motivierten, sich aufzuraffen. Denn gemeinsam quält es sich besser – erst recht beim Intervalltraining und in der grauen Herbst-Tristesse. Stattdessen Shutdown – und Unzufriedenheit bei meinem Laufkumpel.

Leider hatten sich meine Prognosen gegenüber meinem Begleiter von damals bewahrheitet. Anstatt der damals 30-40 Corona-Toten würden wir zwei Wochen später 100 haben, prophezeite ich. Mittlerweile haben wir 400 Sterbefälle am Tag. Würde man nichts unternehmen und die Zahl einfach mal hochrechnen, wären das 2800 in der Woche, 12 000 im Monat oder 146 000 im Jahr. Dabei erinnerte ich mich an die schrecklichen Bilder aus Italien, Spanien und den USA im Frühjahr, als sich Särge auf den Straßen stapelten. Spätestens jetzt muss auch dem letzten klar werden: Wir müssen alles tun, um diese zweite Welle zu stoppen, von der längst nicht nur ältere Menschen betroffen sind. Das hat nichts mit Regierungstreue zu tun, sondern mit Verantwortung.

Sehen wir das Ganze positiv: Wir Läufer haben es verdammt gut. Weil wir unseren Sport auch weiterhin ausüben können – ob allein, zu zweit oder in der Familie. Weil wir auf der Strecke abschalten, frische Luft tanken oder uns abreagieren können. Weil wir keinen Fußballplatz oder zehn Mitspieler brauchen, weil wir unser Revier gleich vor der Tür haben. Weil wir allein, und trotzdem nicht einsam sind. Schließlich gibt es immer mehr von uns. Diesen Eindruck hatte nicht nur ich auf der Straße. Das bestätigte mir auch der Inhaber des örtlichen Sportgeschäfts: „Ich bekomme kaum noch Laufschuhe“, sagte er. Von wegen Auslaufmodelle.

Bleibt nur zu hoffen, dass die ganzen Läufer über den Winter kommen und sich viele unserem Lauftreff anschließen. Denn so viel steht fest: Wir laufen nicht nur, sondern übernehmen auch eine soziale Funktion. Also noch ein paar Wochen Maske auf, durchhalten und impfen, und das nächste Frühjahr kann kommen. Ein Frühjahr der Wiedergeburt.

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