Ich wollt, ich wär‘ kein Hund

Die lange Radfahrt steckt noch in den Knochen. 35 Kilometer hin und 35 Kilometer zurück sind es zur Arbeit – Ausgleichstraining zum Laufen. Schließlich ist das Ganze gut für die Muskulatur. Der Kindergarten hat geschlossen und das Kind schläft, also nichts wie raus um 6.45 Uhr in die Natur, um um kurz nach 8 Uhr bei der Arbeit zu sein. Das spart das Scheibenkratzen am Auto. Klingt verrückt, ist es auch ein bisschen, gebe ich zu. Aber es ist toll. Wenn Du losfährst, steht der Mond über den Feldern, Morgennebel über den Bächen. Du merkst, wie der Tag langsam erwacht. Plötzlich siehst Du die Konturen der Hecken, und wenn du angekommen bist, ist es hell und der Arbeitstag kann beginnen – verbunden mit dem Gefühl, auch außerhalb des Lauftrainings etwas geleistet zu haben.

Zugegeben, der Rückweg ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Schließlich fährst Du im Hellen los und kommst in der stockfinsteren Nacht an. Bei Tageskilometer 65 freust Du Dich dann auch auf das Ziel – erst recht bei aufziehendem Gegenwind. Und Du freust dich auf die Dusche und darauf, dich hinzusetzen und mit deiner Tochter zu spielen… Schließlich sind 1800 verbrauchte Kalorien genug Tagesleistung.

Müde krieche ich aus der Dusche, da schaut mich die Kleine freudestrahlend an: „Ich bin ein Hund und du auch ein Hund“, sagt sie, robbt über den Boden und verlangt, dass ich ihr mit meinen strapazierten Knien robbend über den zehn Meter langen Weg vom Kinderzimmer bis zum Flur folge. Hin und wieder zurück. Und das mehrere Male. Bis zum Glück ein Puzzle im Weg liegt, das sie vom Gedanken abbringt und wieder Mensch werden lässt. Ich liebe sie, meine Süße, auch wenn ich mir das Spielen sicherlich anders vorgestellt hätte. Und versprach ihr, sie am nächsten Morgen im Laufwagen mitzunehmen.

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