Diese Trainerin im Laufwagen ist hart – verdammt hart

Bild von Dagmara Owsiejczyk auf Pixabay

„Ist es noch weit?“ „Ich habe keine Lust mehr.“ Insgeheim hätte ich diese Sätze nach 21 Kilometern gern gehört. Doch meine dreieinhalbjährige Trainerin im Laufwagen kennt keine Gnade. Heute ist tolles Laufwetter, also lässt sie sich kutschieren und gibt Anweisungen. Erst zehn Kilometer im Fünfer-Schnitt zur Buddel-Sandbank an der Ems. Toller Rückenwind treibt uns an. Trainerin wünscht allerdings Traillauf-Training, auch wenn sie es nicht so ausspricht, sondern lediglich sagt, sie wolle in den Wald, wo der Osterhase immer seine Eier versteckt. Also gut.

Irgendwann sind wir auf einer geraden Straße, auf den ersten zehn Kilometern pflücke ich geschätzt zehn Pusteblumen. Trainerin pustet mit die Fallschirm-Samen ins Gesicht und lacht. Wenn ein unebener Streckenabschnitt kommt, dann ruckelt und zappelt sie im Wagen, damit ich es nicht ganz so einfach habe. Nach 50 Minuten und etwas mehr als zehn Kilometern kann ich runterkommen, eine Stunde Buddeln ist angesagt. Während mir die Schweißperlen von der Stirn laufen (mittlerweile haben wir Gegenwind und Trainerin schafft mit ihrem Dach eine zusätziche Angriffsfläche für den Gegenwind), freut sie sich auf eine Stunde Buddeln am Fluss. Das ist in Corona-Zeiten unser Spielplatz. Ich greife zu meiner Trinkflasche, sie thront auf meinem lädierten Knie und legt Felder an.

Schließlich bin ich wieder ausgekühlt und komme langsam wieder in Fahrt. Zweite Station: Milch holen am Bauernhof. Immer wieder geht es über holprige Waldwege zum Ziel, das sich etwa bei Kilometer 20 befindet. Okay, die Strecke habe ich ausgesucht, dabei aber die Rechnung ohne den fiesen Sandweg gemacht, bei dem sich der Laufwagen zentimetertief in die Erde gräbt. Nun kommt auch Krafttraining hinzu…

Am Bauernhof angekommen, hoffe ich bei meiner Trainerin insgeheim auf Gnade, auch wenn ich das nie ehrlich betonen würde. „Wollen wir direkt nach Hause?“, frage ich. „Nein, ich will noch an den Teich“, antwortet sie. Macht zwei Kilometer Umweg, und das ausgerechnet über den fiesen Sandweg. Zu 13 Kilogramm Lebendgewicht kommen noch fünf Liter Milch und Joghurt hinzu. Aber so schlecht ist das gar nicht: Am Teich ist die Halbmarathonmarke. Wir essen Salzbrezel auf der Bank. Trainerin auf meinem Schoß bietet mir einen Schluck aus ihrer Peppa-Pig-Flasche an. So kann ich meine Kraft für die letzten füf Kilometer zusammennehmen. Am Ziel fallen wir uns in die Arme und sind glücklich.

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