Sind Läufer ungeduldige Autofahrer?

Bild von Gerhard Gellinger auf Pixabay

Vielleicht bin ich ein bisschen sonderbar, wenn ich zweimal die Woche 34 Kilometer zur Arbeit mit dem Fahrrad fahre. Nicht im Sommer – als  ich es einmal die Woche gemacht habe – , sondern im November, wenn der erste Raureif auf den Feldern steht. Ist ein schöner Anblick, aber auch ganz schön frisch. Egal. Dazu gebracht hat mich eigentlich die nervige Baustelle auf dem Weg zur Arbeit. Zirka zehn Minuten Zeitverlust, drei Kilometer Umweg – wenn ich die übliche Strecke nehmen würde. Mache ich aber mit dem Auto nicht. Sehe ich gar nicht ein. Beim Autofahren hasse ich Umwege. Sie kosten Geld. Es ist voll. Man kan nicht raus und steht im Stau. Also fahre ich lieber Fahrrad. Dauert am Ende zwar 30 Minuten länger. Aber ist ein toller Ausgleich zum Laufen. Besonders die letzten zehn Minuten sind  ein Genuss, wenn mich die Kollegen fünf Kilometer vor dem Ziel mit dem Auto überholen, ich aber trotzdem schneller da bin, weil ich mit dem Rad die Baustelle passieren kann.

Andere fahren freiwillig gerne Auto. Sollen sie gerne tun. Ich kann das nicht nachvollziehen. Wenn ich so auf meine Woche zurückschaue, dann muss ich feststellen, dass der Weg zur Arbeit und der Rückweg die Phase ist, in der ich eindeutig am meisten gereizt und verbal aggressiv bin (zum Glück hört mich keiner).

Schließlich habe ich versucht, das Ganze zu ergründen und bin dabei auf mein liebstes Hobby gekommen: das Laufen. Auf freier Strecke ist man es dabei gewohnt, nie stehen bleiben zu müssen. Ist es voll, kommt man schnell daran vorbei. Man fühlt sich frei, spürt den frischen Wind um seine Nase, es stört kein Trecker oder Lkw, weil man andere Strecken nimmt oder den Radweg nutzt. Im Auto dagegen fühlt man sich wie in einem Käfig gefangen, wenn man mal wieder nicht weiterkommt. Ich kann nicht weglaufen. Man hat das Gefühl, wertvolle Zeit seines Lebens zu verschenken. Mache ich Sport, nutze ich die Zeit für was Sinnvolles. Also strampele ich mich gerne ab. Greta wird es mir danken. Zumindest an zwei von fünf Tagen in der Woche. Die anderen kann ich dann auch ertragen. Und mich auch mal freuen, wenn es nass ist und ich im Trockenen sitze.

 

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